Begriff

Hier soll die Unterscheidung von Wort und Begriff präzisiert werden – auch in Ergänzung zum Buch. Bitte lesen Sie daran anschließend und vertiefend die Seiten zu #Denken und #Begriffsbildung.

Die einfachste Form der uns Menschen möglichen Erkenntnisfähigkeit scheint zunächst zu sein, den wahrgenommenen Erscheinungen oder #Phänomenen Namen zu geben und sie miteinander in Beziehung zu setzen. Denn so beginnen kleine Kinder zu lernen, anfangs natürlich an einfachen Dingen: „Ball!“ sagen wir dem Kind zu dem, was es in der Hand fühlt, was es zugleich sieht, woran es lutscht und womit es in vielfältiger Weise spielt. Dabei hat das Kind also ganz verschiedene Wahrnehmungen vom dem einen Gegenstand Ball.

Würde man aber bei der Vorstellung von Erkenntnis stehenbleiben, dass den Dingen und Phänomenen einfach nur Namen gegeben werden, dann würde man in einer Art von Nominalismus stecken bleiben, denn:

Ein Name oder ein Wort zu einem Ding oder Phänomen ist noch kein Verständnis bzw. kein Begriff von diesem.

Denn ein Wort, Name, Zeichen oder sonstiges Symbol ist im Grunde nur eine mehr oder weniger abstrakte Bezeichnung(!) oder ein eben symbolischer Stellvertreter für(!) ein Etwas, das gemeint ist. Unser Begriff aber ‘hinter‘(!) diesem Wort, Zeichen usw. ist unsere innere Vorstellung bzw. unser geistiges Verständnis von(!) diesem Etwas.

Worte für sich sind nämlich nur “Schall und Rauch“, wie man bei unbekannten Worten, insbesondere aus einer fremden Sprache, feststellen kann. Hinter Worten aber stehen jeweils Bedeutungen bzw. Begriffe, nämlich das, was jeweils mit den Worten gemeint ist.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Worte immer eine bereits mehr oder weniger lange Geschichte haben und mit Bedeutungen und evtl. auch Emotionen „aufgeladen“ sind, die uns als Kinder vor allem von den Menschen, mit denen wir aufwachsen und die uns lehren, entgegenkommen.

Das Verhältnis von Wort und Begriff kann mit Hilfe des sog. „Semiotischen Dreiecks“ der klassischen Philosophie erläutert werden:

Ein Wort (Form, Signifikant) ist im Sinne der Semiotik ein Zeichen mit einer Bedeutung (Inhalt, Signifikatum), und die Bedeutung ist das, was mit dem Wort gemeint ist. Das heißt genauer: ein Wort ist ein Symbol bzw. ein Stellvertreter für die Sache-selbst, die mit dem Wort gemeint ist. Zum Beispiel kann man im Urlaub ganz konkret von seinem eigenen „Telefon“ zuhause reden, das tausende Kilometer entfernt dort in der Ladeschale sitzt; und das ist für uns völlig selbstverständlich – funktioniert aber nur deswegen, weil wir selbst und dann auch die Zuhörer wissen, was genau wir in diesem Falle mit dem Wort „Telefon“ konkret meinen: Das, was wir meinen, das ist die konkrete Bedeutung des von uns benutzten Wortes, die sich auf die Sache, also den von uns gemeinten Gegenstand bezieht.

Die Semiotik – auch wenn da immer noch vielfältige Diskussionen auch um Grundsätzliches geführt werden – weist nun eindeutig und unmissverständlich auf folgendes hin:

Es gibt im Grunde keinerlei direkte Beziehung zwischen einem Wort und einer Sache (Ding, Gegenstand, Phänomen, Thematik, usw.); vielmehr entsteht diese Beziehung allein erst durch die Kenntnis der Bedeutung des Wortes, d.h. allein erst durch die jeweilige innere menschliche Vorstellung, was denn mit einem Wort gemeint ist. Und genau für diese innere Vorstellung steht im semiotischen Dreieck der „Begriff“.

Semiotisches Dreieck: Zeichen - Begriff - Ding

Diese innere Vorstellung ist letztlich immer eine persönliche solche, d.h. in einem individuellen Menschen an seinem Ort zu einer bestimmten Zeit. Auch im wissenschaftlichen Kontext und bei sogenannten “Definitionen“ ist das übrigens nicht anders; denn immer liegt es letztlich im persönlich-individuellen Bereich, ob und wie gut bzw. genau derjenige, der mit wissenschaftlichen Begriffen und Definitionen umgeht, diese verstanden hat und anwendet. Deswegen ist dieses persönliche Verständnis – nämlich der je persönliche Begriff von den Dingen, Geschehnissen usw. – ein fundamentaler Aspekt und die essenziell wichtige Grundlage der Erkenntnisphilosophie zum Verständnis unserer Erkenntnisfähigkeit und insbesondere für die Thematik wirklichkeitsgemäßer Erkenntnis.

#Denken #Begriffsbildung