Abstract

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Dieses Buch befasst sich mit dem Thema Erkenntnis in einer phänomenologischen Herangehensweise – d.h. ohne mehr oder weniger fragwürdige Voraussetzungen und theoretische Axiome. Ausgangspunkte der Darstellung sind allein zwei angeborene Grundfähigkeiten des Menschen: die Wahrnehmungsfähigkeit (mit allen Sinnen) und das Denken.

Erkenntnis gründet auf den Fähigkeiten der Wahrnehmung, dem Erfassen von konkreten Wahrnehmungselementen als Phänomene, und der Denkfähigkeit. Das Denken muss nicht erst erlernt werden und ist von Geburt an automatisch und ständig aktiv, auch, wenn wir nicht über etwas Bestimmtes nach(!)denken wollen. Das Denken geht ursprünglich immer von wahrgenommenen Phänomenen aus, und es geht mit diesen um: es versucht stets, die Phänomene in ihren Verhältnissen, Zusammenhängen und Beziehungen zu erfassen, in der Regel zuerst in Bezug auf das eigene Dasein. Das bedeutet und so entsteht Erfahrung, auch bereits vor-sprachlich beim Kleinkind, und auch – im Prinzip vergleichbar – bereits in der lernfähigen Tierwelt. Wir Menschen können die Beziehungen und Zusammenhänge der Phänomene sprachlich in Aussagen und Sätzen ausdrücken, wenn und weil wir Worte für die Phänomene haben. Indem wir die Phänomene selbst und ihre Beziehungen genauer kennenlernen und erfahren, so bilden sich Begriffe von ihnen: In unseren Begriffen (die sich als Bedeutung ‚hinter‘ unseren Worten befinden) ist jeweils unser persönlicher Stand von Wissen und Erfahrung mit den Phänomenen und ihren Beziehungen sozusagen gespeichert. Durch Begriffsbildung wächst unser Verständnis der jeweiligen Phänomene, Dinge, Situationen, Zusammenhänge, usw.; so kann es sich der Realität immer mehr annähern und angleichen. Auf diese Weise kann menschliches Verständnis immer wirklichkeitsgemäßer werden, und wir können von Erkenntnis sprechen.  —  In diesem Buch fließen Philosophie und einzelne Aspekte aus therapeutischer und spiritueller Erfahrung zu einer erfahrbaren Philosophie der Erkenntnis zusammen, die über theoretische Ansätze bisheriger Erkenntnistheorien hinausgeht. Die Erkenntnisfähigkeit wird demnach in neuer Weise grundlegend erfasst und kann daher auch gut verständlich und relativ kompakt dargestellt werden. Auch ihr Wahrheitspotential wird dabei genauer sichtbar; und dieses hat interessanterweise auch eine implizite soziale und ethische Dimension.